Das Bürohaus, die Bestecher, der Spielmann - Folge 28


Kapitel 24.

Die Grenzfestlegung und die Berliner Mauer in Neuauflage


Der Weg war mit der Unterschrift der Familie Bagge unter dem Bauantrag, dies nach der Geldübergabe, für meinen Schwiegersohn frei.


Der Immobilienmakler konnte nun eine Voranfrage für die Baugenehmigung bei der Stadt Mainbernheim anzeigen. Diesem Antrag wurde schnell und unbürokratisch die Genehmigung erteilt.


Jetzt konnte das Objekt Bürohaus in Verbindung mit einer späteren Baugenehmigung verkauft werden.


Mein Schwiegersohn sichert seine Immobilie, sein Gelände, gegenüber dem Nachbarn, der Familie Bagge, ab.

Mit Freunden wurde die Grenzlinie auf seiner Seite befestigt. Vier Stück Vierkanthohlsäulen aus Edelstahl wurden auf der Länge des alten Wohnhauses, auf der von der Familie Bagge fremdgenutzten, befestigten Fahrfläche, angeschraubt. Es war eine militärisch durchgeführte Aktion.

Da man den möglichen Reaktionen der Familie Bagge auf diese Sicherung der eigenen Grenze nicht recht traute, wurden für diese Arbeit 5 starke Männer eingesetzt. Es war ein voller Erfolg. Zwischenfälle waren nicht zu melden. Verluste gab es auf unserer Seite keine.


Erst nach Abzug aller unserer Sicherungskräfte kamen Herr und Frau Bagge aus dem Wohnhaus.

Wie immer, ein großes Geschrei, Beschimpfungen und Drohungen diese Vierkanthohlsäulen abzureißen.


Meine Anna ahnte Böses. Es wird etwas geschehen, so immer wieder zu mir. Dies musste ich mir tagelang anhören. Aber was?


Auf dem Nachbargrundstück herrschte in den folgenden Tagen ein reges Treiben. Vertreter für Gartenzäune nahmen Maß und gaben lautstark auf dem Hof der Familie Bagge Ratschläge für den Aufbau und gaben Liefertermine und Preise bekannt.


Für uns unglaublich, die Familie Bagge wollten einen Betrag in Höhe von EUR 5.000.- in einen Grenzzaun aus Holz-Kunststoff, dies in weißer Farbe, investieren.

Man wollte die unteren Fenster unseres Wohnhauses durch eine riesige Wand auf der Grenze verdunkeln. Man wollte es uns zeigen.

Doch meine Anna behielt ihre Nerven. Obwohl sie, noch immer fast militärisch, die Aktionen auf dem Nachbargrundstück vom Balkon aus verfolgte.


Die Vertreter für Gartenzäune fuhren immer seltener in den Hof der Familie Bagge ein. Man wollte immer am kommenden Wochenende die angebotenen Zäune besichtigen, so hörten wir die Familienmitglieder Bagge gegenüber den Vertretern sagen.


Es war an einem Samstag.

Herr Bagge hatte am Freitag, am Vortag, schon einige von unseren im Gartenboden eingegrabenen Backsteine, längs der gemeinsamen Grenze, herausgerissen. Diese Backsteine waren von mir, vor ca. zwanzig Jahren, zur Abgrenzung der Blumenbeete zwischen dem Wohnhauseck und dem alten Hohlweg, eingegraben worden.


An diesem Samstag hatte Herr Bagge weiße Zaunelemente, mit einer

Höhe von ca. 1 m, an der Grenzlinie aufgereiht und begann mit dem Setzen von Befestigungspflöcken.

Meine Anna und ich standen auf dem Balkon darüber und schauten der Arbeit von Herrn Bagge zu.


Da gab es ein großes Geschrei zwischen Frau Bagge an der Haustür und Herrn Bagge an seinem Gartenzaunteil.

Wortfetzen überschlugen sich. Höhe, Schönheit, Arbeit, Kosten.... .


Dann trat eine völlige Stille ein. Meine Anna: Jetzt kommt es! Aufgepasst!


Herr Bagge nahm einen großen Hammer und schlug den schönen, weißen Zaun, alle Zaunteile, zusammen. Die Reststücke des Zaunes schlug er immer wieder auf seine Carportwand. Er, der Herr Bagge, war an diesem Tag an seinem Ende angelangt. Seine liebe Frau Bagge hatte ihn geschafft.

Wir hatten nach langer Zeit wieder eine Stille, eine Ruhe auf dem Nachbargrundstück.


Aber die Familie Bagge müssten keine Familie Bagge sein.

Der angesagte Kampf, der Krieg im Gartenweg, dieser kam noch.

Fast 15 Jahre konnten wir diese Familie Bagge schon genießen.

Doch lieben konnten wir sie in all den Jahren nicht.

Müssen wir bei uns die Fehler suchen? Es fehlt die Liebe, die Liebe zur Nachbarschaft. Wir müssten mit der Familie Bagge reden!

Wer sagt das?

Der Mainbernheimer 1. Bürgermeister!


Eine Zeitschiene weiter.

Was wurde von dem tüchtigen Handwerker Bagge gegen uns als Nachbarn geplant?


Richtig, die Lastkraftwagen der Weltfirma aus Iphofen fuhren in den Hof ein.

Das Material, Vierkantrohre in Unmengen, wurden im Hof gestapelt.

Da zwei Vierkantrohre verdrückt waren, handelte es sich sicherlich um Abfallware, Schrottware.

Oder hatte versehentlich ein Staplerfahrer der Weltfirma ein Hindernis übersehen?

Und gar die beiden unwesentliche Beschädigungen unbeabsichtigt verursacht?


Dann kamen Platten. Eine Unmenge von Platten.

Mein Gott, das wird eine Großbaustelle.

Sie wurde eine Großbaustelle. Erst nach 6 Monaten der täglichen Arbeit

hatten wir das Bauwerk vor Augen. Unsere eigene Berliner Mauer.


Ungläubig schauten die Fußgänger auf dem Gartenweg zur „Mauer“. Sie wurden öfters von Herrn und Frau Bagges über die Art des Bauwerkes informiert. Dies konnte meine Anna und ich immer wieder hören.

So auch der Originalton von Herrn Bagge gegenüber seinem Freund und Nachbarn Östers:


Die Berliner Mauer ist gefallen. Ich baue diese Berliner Mauer hier in Mainbernheim wieder auf.“


Der Beschauer der „Berliner Mauer“ sieht nun auf der Grenze die Zweisamkeit der vier Vierkanthohlpflöcke mit der wertvollen, teuren Berliner Mauer.

Eine Berliner Mauer auf der gemeinsamen Grundstücksgrenze.


Mein Schwiegersohn bestellte zur Besichtigung und Vermessung der Grenze das Kitzinger Vermessungsamt zum Gartenweg 3/5.

Das Ergebnis:

Das Bauwerk Berliner Mauer steht eindeutig „auf der Grenze“ und nicht neben der Grenze. Also nicht auf dem Grundstück der Familie Bagge. Aber ist dies für die Familie Bagge nicht unwichtig? Belanglos?


Große Frage. Was wird mein Schwiegersohn bezüglich der Berliner Mauer in Mainbernheim tun?

Auch über Jahrzehnte verhandeln und einen kleinen Warenverkehr einführen lassen?


Meine Anna und ich, wir leben jetzt mit der Berliner Mauer.

Es gibt immer eine Normalität.

Aber was ist normal? Sind wir oder die Bagges eigentlich noch normal?


Der neue Eigentümer des Bürohauses, welches jetzt ein Zweifamilien-

Wohnhaus wird, besprach mit mir den mit meinem Schwiegersohn vereinbarten Notweg. Unserem neuen Gehweg entlang der Grenze.


Meine Anna und ich möchten gerne den über zwanzig Jahre alten Baum, er steht mit ca. 60 cm Abstand zur Grenze auf dem zugesagten Landstreifen von 100 cm, stehen lassen. Einen so alten Baum fällt man nicht. Dieser Baum ist uns lieber als ein breiter Weg zum Wohnhaus.

Doch die Familie Bagge hat dies geahnt und schon den neuen Nachbarn dahingehend bearbeitet, der Baum muss weg. Die Nadeln würden ihr Grundstück beeinträchtigen. Und ihr Carport beschädigen.


Ich klärte den neuen Eigentümer über die Rechtslage eines alten Baumes auf. Über das Widerspruchsrecht. Einer Genehmigung.

Der Baum soll an seinem Ort bleiben, sagte danach der neue Eigentümer.


Doch nun wurde Herr Bagge wieder aktiv. Er ist halt ein guter Handwerker und hat Beziehungen zur Beschaffung von Vierkantrohren

aus der Weltfirma.


Da die Familie Bagge die Carportanlage ca. 60 cm weg von der Grenze haben erstellen lassen, wie bekannt dies auch ohne Genehmigung, betrug die Breite, der Zwischenraum vom Baum zur Carportwand, 2 x 60 cm, also 120 cm.

Wir konnten somit sehr gut zum Wohnhausgrundstück gehen und auch die enge Stelle am Baum bequem durchgehen.


Dies geschützt von der Berliner Mauer und der folgenden Carport-Grenzwand.


Herr Bagge begann die Fremdgrundstücke zu betreten, er suchte sich dazu die ruhige Morgenzeit heraus, und baute mit den neu beschafften Vierkantrohren, auf der Grenze, im Abstand von ca. 60 cm zur Carportwand, einen durchgehenden Abstandshalter. Es bleibt uns, nach dieser Arbeit, noch immer die Durchgangsbreite von ca. 60 cm am Baum.


Meine Anna und ich wollen noch immer, dass der Baum stehen bleibt.


Freunde sagten zu mir:

Die bekannte Weltfirma in Iphofen könnte doch diese Neukonstruktion der Berliner Mauer, hergestellt aus ihrem Material, durch eigene Mitarbeiter aufgebaut, auf dem Weltmarkt verkaufen. Komplett mit dem Abstandshalter.


Bekamen wir das Testmodell? Angeblich wollte diese Weltfirma eine Abbildung dieser Berliner Mauer in ihr Prospekt aufnehmen.

So hörten wir es von Herrn Bagge laut sagen. Die Besucher der Familie Bagge fanden die Berliner Mauer toll. Auch die mögliche Prospektaufnahme fanden sie toll.



Fortsetzung folgt.....

Anhang

Die dümmsten Kälber wählen ihren Metzger selbst!“

unbekannter Wähler


Aufruf:

Der dargestellte Fall „Bürohaus in Mainbernheim“ ist sicherlich in der Sache keine Ausnahme. Die Vorgehensweise und die Handlung der beteiligten Personen zeigen Grundmuster, ein System innerhalb der Autorität und Hierarchie unserer kommunalen Verwaltung.

Die Öffentlichkeit ist ein Mittel, um Macht und Herrschaft, Willkürmaßnahmen und Unrechtsentscheidungen der Behörden (auch in Verbindung mit den Ehrenämtern) einzudämmen.

Kontrollieren Sie die Kontrolleure.

Den Anständigen, der Mehrheit wird die Ehre ausdrücklich bestätigt.

Fortsetzung folgt .....


© Martin Hentschel, 2012