Das Bürohaus, die Bestecher, der Spielmann - Folge 29


Kapitel 25.

Das Bürohaus, die Moschee und das Wohnhaus

Wir machten eine Atempause. Meine Anna und ich.

Meine Anna wurde sehr schwer krank. Sie hatte über ein Jahr große gesundheitliche Probleme. Diese Probleme hatte ich nicht ernsthaft

wahrgenommen. Zu groß waren die Anforderungen an mich. Es waren meine eigenen Anforderungen. Dies aus der Vergangenheit.

Die Familie, die vielen Berater, alle sahen sie nur die körperliche, seelische Anspannung herbeigeführt durch die letzten zehn Jahre. Jahre, wo sich sicherlich die meisten gleich Betroffenen mit dem Selbstmord beschäftigt hätten.

Dies war auch schon ein Thema zwischen der Anna und mir.

Meine Anna hatte Krebs.

Nur die sofortige Operation in Schweinfurt rettete ihr Leben. Und damit auch mein weiteres Leben. 36 Jahre Zusammenleben ergeben in der Summe der Lebensbilanz immer ein WIR.

Meine Anna konnte mit ihrem Körper den ungeheuren Druck aus den Jahren 1992 bis 2002 nicht länger aushalten. Die ärztliche Diagnose lautete: Der Körper meiner Anna hatte seinen Widerstand aufgegeben.

Somit haben wir unser zukünftiges Leben neu ausgerichtet.

Wir lassen das Projekt Bürohaus, Moschee und Wohnhaus los.

Wir lassen sehr viele Dinge und Verbindungen los.

Wir lassen alle bisherigen Pläne los.

Wir fangen NEU an.

Jetzt ist meine Anna wieder glücklich und sie wartet nur noch auf die

Besserung unserer wirtschaftlichen Verhältnisse. So wie sie von mir in den letzten Tagen versprochen wurden.

Und ich.

Ich, Fritz Deutsch, werde mich nur noch um mein Hobby, der Schriftstellerei, kümmern. Die großen Dinge und Entscheidungen sollen

andere Menschen angehen und erledigen. Versprochen. Aber da war doch noch das zweite Ziel, der Schadenersatz.



Kapitel 26.

Die Gesprächsrunde

Es war ein Sonntag im August 2003. Ein Tag in der Stadt Mainbernheim.

Der Tag war wunderschön. Solch einen warmen Sommer hatten wir,

solange ich zurück denken kann, noch nicht. 38 Grad Celsius.

Wärme gaben meiner Anna und mir auch der Besuch aus der Rhön.

Die Freunde kamen unangemeldet bei uns vorbei. Wir hatten Zeit, sehr viel Zeit. Die mitgebrachten Weinflaschen, schöne, trockene österreichische Weine, beseelten die Stimmung. Wie so üblich unter guten Freunden.

Renate, eine lebhafte, gestandene Ehefrau kam nach ca. einer Stunde dazu ihre Frage an mich zu stellen. Sie nutzte den Zeitpunkt einer weiteren Flaschenentkorkung durch ihren Mann Koni.

Fritz, was ich Dich schon immer fragen wollte, warum bist Du und Anna noch immer in der Stadt Mainbernheim?

Wo man doch Euch hier in der Vergangenheit so übel mitspielte. Jetzt kennt Ihr auch noch die Täter. Ich könnte es nicht ertragen tagtäglich diese Menschen in der Nähe zu haben und auch noch zu sehen, ihre Stimme zu hören. Sogar jetzt höre ich das Geschrei der Nachbarn im Hof nebenan. Schrecklich.“

Ich schaute meine Anna an und schaute dann um Zeit zu gewinnen nachdenklich in mein halbvolles Weinglas. Und nahm dann einen großen Schluck vom trockenen Wein.

Der Wein war vortrefflich. Dieser Tropfen sollte nie ausgehen, so mein Gedanke. Diese Freunde sollten öfters unangemeldet kommen.

Jetzt war es an der Zeit meine Motivation für das Durchhalten, das Wohnen mit mangelhaftem Leben im Gartenweg zu besprechen.

Ja, ich gebe zu, dass ich mehrmals mit den Gedanken den Auszug aus Mainbernheim probte. Doch für einen Auszug waren die richtigen Gründe und Argumente nicht da. Noch nicht da.

Ich beantwortete Renates Frage wie folgt:

In der größten Not gab uns der Schwiegersohn ein Dach über den Kopf. Und dies ohne vorheriger Absprache und Gegenleistung.

Für mich war diese Sicherheit, hauptsächlich auch für meine Anna, das Wichtigste. In unser Leben musste nach der Zwangsversteigerung Ruhe einkehren.

Diese Ruhe konnten wir am besten in den bekannten alten Räumen mit den bekannten alten Möbeln finden. Alles ist auch im Leben eine Geldfrage. Und Geld ist nicht in unserer Sichtweite.

Es ist richtig, wir haben unsere örtliche Heimat verloren.

Wie sagte doch die berühmte Schauspielerin Inge Meisel aus Hamburg

auf die Frage einer Journalistin, wo ihre Heimat sei:

-Meine Heimat ist wo mein Haus steht und meine Freunde wohnen.-

Unser Haus ist weg und die Freunde in Mainbernheim haben sich in den letzten fünf Jahren auf die Zahl der Finger an einer Hand reduziert.

Richtig ist auch, die Großfamilie Deutsch mit Anhang, verstreut über ganz Deutschland, hat uns in den letzten zehn Jahren mit finanziellen und materiellen Mitteln unterstützt und uns damit das Überleben gesichert. Seht, meine heutige Kleidung ist auch durch Dritte finanziert worden.

Die Familienmitglieder außerhalb dieser Hilfsaktionen waren keine Hilfe aber waren auch kein echter Störfaktor in unserer Lebensplanung. Grundsätzlich haben wir heute diesen Familienmitgliedern die gezeigte Passivität verziehen. Oft ist der Mensch sich selbst am nächsten. Hilfe kann man grundsätzlich nicht erwarten. Niemand ist gegenüber anderen Menschen verpflichtet.

Mitleid genügt anderen gegenüber nicht. Nur die Verbindung Mitleid und Barmherzigkeit ergibt die tätige Hilfe.

Das wir jetzt noch in Mainbernheim sitzen verdanken wir auch unseren Freunden innerhalb Deutschland, so wie Euch. Sie waren oft im richtigen Moment vor Ort, einfach mit ihrer Hilfe da.“ Und weiter:

Bekanntlich hatte ich mit meinen ERAL-Firmen in der Vergangenheit immer den guten Kontakt zu Menschen im Ausland. Auch hier wurde uns auf vielen Wegen menschlich und materiell geholfen. Man hatte uns auch mehrmals eine neue Bleibe für die Zukunft angeboten. Diese Asyl-Angebote stehen noch immer im Raum.

Erst in der letzten Woche hatte ich darüber Gespräche geführt und um Geduld, um die Zeit für eine Entscheidung gebeten.

Letztlich möchte meine Anna sehr nahe bei Ihren Enkelkindern sein. Was ja in dieser heutigen Situation noch verständlicher ist.

Aber der wichtigste persönliche Grund für mich noch in Mainbernheim zu sein ist die Vergangenheitsbewältigung. Meine persönliche Art und Weise die Vergangenheit zu bewältigen.

Ich wollte immer die Hintergründe, die Verbindungen und die tätigen Personen um unseren Niedergang in den letzten zehn Jahren, dies hier vor Ort, suchen und finden. Dies ist mir, Dank korrekter Menschen und meiner Freunde, Dank Gottes Hilfe, auch gelungen.

Fast lückenlos hat sich die Kette der Zusammenhänge, der Intrigen und der damit verbunden Interessen Dritter geschlossen.

Die Leidensfähigkeit und Duldsamkeit von Anna und mir hat sich gelohnt. Es hat sich zwar die wirtschaftliche Situation noch nicht verbessert, aber unsere Standhaftigkeit wird uns bei der zukünftigen Schadenersatzsuche sicherlich helfen. Unsere Familie und unsere Freunde kennen die Machenschaften und damit auch die Täter. Ich hatte in all den Jahren immer wieder über den Stand der Dinge informiert. Ich glaube, die notwendige fremde Hilfe wird kommen.

Letztlich gilt es auch den Anfängen einer Vertreibung zu wehren.

So hatte doch die Frau Bagge gegenüber der Mutter meines Schwiegersohnes in einem Gespräch über die Grenze gesagt:

-Wenn die Deutsches als Nachbarn verschwinden, dann unterschreibe ich jedes Papier für eine Zustimmung zur neuen Baugenehmigung des Bürohauses.-

Mir ist es gleichgültig ob diese ungeheuerlichen Worte nur Gerede war. Alleine das es gesagt wurde zeigt den Geist.“

Weiter, nach einem Schluck aus dem Weinglas:

Ich werde ein Buch über die letzten Jahre, über das Thema: ein ERAL- Bürohaus in Mainbernheim, schreiben.

Damit kann jeder Leser die Tätigkeit von bestimmten Personen aus seiner Umgebung erkennen und eventuelle weitere negativen Tätigkeiten dieser Personen in der Gesellschaft verhindern.

Auch werden die Masken, die Fratzen bestimmter Personen weg-gerissen und das wahre Gesicht dieser Personen in der Gesellschaft herumgereicht.

Die Gesellschaft ist nicht grundsätzlich schlecht. Der Einzelne, eine Gruppe kann schlecht sein.

Die Gesellschaft kann nach Kenntnis der Situation, wenn sie will, das Schlechte verfolgen und weitere Schäden verhindern.

Wenn die Gesellschaft, so zum Beispiel in der Stadt Mainbernheim, nicht reagiert und das Schlechte weiterhin regiert, dann hat die Gesellschaft in der Stadt Mainbernheim kein anderes Zusammenleben verdient.“

Und weiter:

Meine Anna und ich sind in den Jahren des Überlebenskampfes gläubig geworden. Dies ohne direkte Einwirkung oder Hilfe durch unsere Kirche und deren Mitglieder.

Wir sind dankbar für den Glauben.

Unser Motto war immer: Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott.

Unser weiteres Leben liegt immer in Gottes Hand.“

Ein längeres Schweigen lag im Raum. Sicherlich hatte man solche Worte, solche Sätze von mir noch nie vernommen.

Meine Anna langte dann über den Tisch und drückte mir sichtlich bewegt die linke Hand. Weinte sie ein wenig? Erdrückt von den Erinnerungen?

Ich nahm mein Weinglas zur Hand und forderte alle zum Trinken auf.

Dies mit dem Ruf:

Auf unserer aller Zukunft. Auf das Schönste. Auf das was wir lieben.“

Ich fühlte mit gut. Ich fühlte mich jetzt unbändig stark. Unbesiegbar.

Danach war ich auf einmal sehr nachdenklich geworden.

Hatte ich die Frage von Renate richtig und ehrlich beantwortet?

Oder war ich doch nur eine Kopie der berühmten Figur Steppenwolf?

Oder liegt die richtige, ehrliche Antwort in einem ganz anderen Bereich?

Dem Lustgewinn? Dem Hinweis und der Aussage des Fernsehjournalisten zu meinem Fall aus vergangenen Tagen?

Nämlich dem Lustgewinn, als Fritz Deutsch, in der Funktion eines Treibers, einem Jagdhelfer, an einer Jagdgesellschaft teilzunehmen.

Einer Jagdgesellschaft, welche sich zusammengefunden hat das bekannte, ausgemachte Raubwild zu jagen, zu fangen .............. .

Mir als Treiber wurden über die Jahre die Art des Raubwildes, das Verhalten und der jeweilige Einstand bekannt.

Ich hörte meine Anna rufen: „Fritz!“

Ich schaute auf.

Die allgemeine Stimmung im Zimmer wurde lauter und fröhlicher.

Da läutete ein Telefon.

Es war der Klingelton meines Mobiltelefons. Das Läuten kam aus dem Kaminzimmer und nicht wie üblich von der Ablage im Gang.

Ich verließ die fröhliche Runde im Wohnzimmer und eilte in das Kaminzimmer. Das Telefon fand ich, nach längerem Suchen, der Klingelton zeigte mir den Weg, versteckt unter der alten Tageszeitung.

Ich drückte die blaue Telefonannahmetaste.

Bürohaus!“, meldete sich eine raue Frauenstimme.

Ich schluckte.

Bürohaus!“, so meldete sich nochmals die raue Frauenstimme.

Moschee!“, sprach ich in das Gerät. Und nochmals: „Moschee!“.

Dann drückte ich die rote Telefontrenntaste.

Sehr langsam ging ich mit dem Mobiltelefon in der rechten Hand zur großen Fensterscheibe, der Glaswand zum Garten und betrachtete im Licht der untergehenden Sonne das angeleuchtete, gelbe Wohnhaus mit dem roten Dach. Und rechts den großen, grünen Baum. Mein Blick ging weiter zur Grundstückgrenze, zur unverputzten Berliner Mauer mit dem zusätzlich angebrachtem Handlauf, dem Vorbau. Der Arbeit vom Nachbarn Bagge.

Leise hörte ich meine eigenen Worte.

Ich, Fritz Deutsch, habe es getan!“


Fortsetzung folgt.....


Anhang

Die dümmsten Kälber wählen ihren Metzger selbst!“

unbekannter Wähler


Aufruf:

Der dargestellte Fall „Bürohaus in Mainbernheim“ ist sicherlich in der Sache keine Ausnahme. Die Vorgehensweise und die Handlung der beteiligten Personen zeigen Grundmuster, ein System innerhalb der Autorität und Hierarchie unserer kommunalen Verwaltung.

Die Öffentlichkeit ist ein Mittel, um Macht und Herrschaft, Willkürmaßnahmen und Unrechtsentscheidungen der Behörden (auch in Verbindung mit den Ehrenämtern) einzudämmen.

Kontrollieren Sie die Kontrolleure.

Den Anständigen, der Mehrheit wird die Ehre ausdrücklich bestätigt.

© Martin Hentschel, 2012